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Geschichte


Geschichtliches

Marienhagen war eines der ersten Dörfer, die sich zu Beginn des 12. Jh. zwischen den Sieben Bergen und Ith entwickelten.

Unter Ludwig dem Frommen (778-840) entstand der historische und für den Handel wichtige Verkehrsweg zwischen den Bistümern Hildesheim und Paderborn, die „Paderborner Heerstraße“, bei Marienhagen im Verlauf der heutigen Bundesstraße 240. Schon damals führte sie im dichten Bergwald über die Kuppe zwischen Duinger- und Thüster Berg. Etwas unterhalb der Kuppe soll um das Jahr 1000 auf nordöstlicher Seite eine Heilige-Marien-Kapelle errichtet worden sein.

In diesem auch als „Grüner Hagen“ bezeichneten Waldgebiet wurden um 1130 planmäßig flämische Einwanderer angesiedelt. Es entstand ein sogenanntes „Hägerdorf“. Die Gemeinschaft der Siedler nannte sich „Im Hagen“ und verfügte über besondere Vorrechte. So unterstanden die Häger einem eigenen genossenschaftlichem Recht, das unter dem Vorsitz eines Hägerjunkers noch bis 1637 im Hägergericht zur Anwendung kam. 

Abgeleitet von der Lage ihres Dorfes am „Tor“ durch den Wald benannten die Siedler es später in Dorhagen bzw. Dorshagen um. Diesen Namen behielt das Dorf, bis es nach vollständiger Zerstörung im 13. Jh. neu aufgebaut wurde. Ein in der Marienkapelle aufgestelltes Marienbild, dem man wundersame Kräfte nachsagte, führte dazu, dass Dorhagen zum Pilgerort wurde und in „Maria im Hagen“ umbenannt wurde, woraus sich schließlich die heutige Bezeichnung Marienhagen entwickelte.

Gehörte das Dorf zur Zeit seiner Gründung zu dem von den Welfen regierten Herzogtum Sachsen, war es aber von Mitte des 13. Jh. bis zu Beginn des 15. Jh. im Besitz des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg und gehörte damit zum Amt Lauenstein. Ab 1432 kam Marienhagen zum neuen welfischen Teilfürstentum Calenberg und verblieb dort mit Unterbrechungen bis zum Beginn des 19. Jh.

Die günstige Lage an einer wichtigen Handelsstraße wurde Marienhagen während des 30-jährigen Krieges zum Verhängnis, denn obwohl in der direkten Umgebung keine kriegerischen Auseinandersetzungen stattfanden, zogen Truppen und führten Kriegslieferungen über die Heerstraße durch den Ort. Marienhagen musste nicht nur für Einquartierungen und Vorspanndienste sorgen, sondern wurde darüber hinaus Opfer von Plünderungen, Bränden und Seuchen und verlor in diesem Zeitraum mehr als ein Drittel seiner Bevölkerung.

Als besonders katastrophal blieben den Menschen im Amt Lauenstein und somit auch den Bewohnern des ärmlichen Bauerndorfes Marienhagen das Jahr 1625 in Erinnerung, in dem die Truppen Tillys auch hier durch Plünderungen schwere Schäden anrichteten und viele Menschen den Tod fanden.

Noch im Jahr 1748 beschreibt der damalige Pastor Marienhagen, ein Dorf, das aus kaum mehr als 35 Häusern bestand, als besonders arm und das Ackerland als schlecht.

Zwanzig Jahre später berichtet ein unbekannter Besucher des Amtes Lauenstein Ähnliches, doch seinem Reisebericht ist schon zu entnehmen, dass rund um Marienhagen echte Schätze unter der Erdoberfläche schlummern.

Seit 1810 war Marienhagen Teil des franz. Satellitenkönigreichs Westfalen, kehrte aber von 1815 bis 1885 zum Amt Lauenstein zurück.

Erst ab 1872 gelangte das bis dahin landwirtschaftlich geprägte und wegen der ungünstig gelegenen Ländereien eher ärmliche Dorf zu entscheidendem wirtschaftlichem Aufschwung. Angeblich bestehende Planungen, Marienhagen zu einem Luftkurort zu machen, legte man in diesem Jahr beiseite und unterstützte den in Marienhagen geborenen Maurer Friedrich Rogge bei der Gründung eines Kalkwerkes. Rogge nutze den in den Steinbrüchen um Marienhagen gewonnen Kalksandstein und verarbeitete in mehreren Brennöfen den qualitativ guten Kalk, der in der Industrie für die Stahlgewinnung zunehmend an Bedeutung gewann. Das Bauerndorf wandelte sich zu einem Industriestandort, der nicht nur Arbeitgeber der hier lebenden Menschen wurde, sondern bei steigender Nachfrage des Marienhagener Kalks auch zahlreiche Arbeiter aus der näheren und weiteren Umgebung beschäftigte. Für seine Fremdarbeiter beschaffte das Werk zunächst Unterbringungsmöglichkeiten in Privatquartieren und errichtete später eine eigene Werksarbeitersiedlung.

Parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung Marienhagens siedelten sich außerdem Handwerksbetriebe im Ort an, die bislang gefehlt hatten.

Nach dem frühen Tod des Werksgründers Rogge wurde das Kalkwerk auch über die beiden Weltkriege hinaus zunächst von den Peiner Walzwerken und später von der Ilseder Hütte erfolgreich weitergeführt, bis diese ihr Stahlverarbeitungsverfahren umstellte und als Hauptabnehmer fortan keinen Kalk mehr verwendete. Das Marienhagener Kalkwerk wurde daraufhin 1961 stillgelegt und verkauft.

An die wirtschaftlichen Hochzeiten Marienhagens erinnern heute jedoch nicht nur die stillgelegten Steinbrüche, sondern auch ein Ausstellungsraum in der 2002 eingerichtete Heimatstube und das Ortswappen, das Besucher schon am Ortseingang begrüßt.

Das zweigeteilte Wappenschild zeigt in der oberen Hälfte zwei schräg gekreuzte Berghämmer auf rotem Grund, stellvertretend für das Werkzeug, mit dessen Hilfe über lange Zeit der kostbare Kalk aus den Steinbrüchen Marienhagens gebrochen wurde. In der unteren Hälfte erkennt man einen zweiblättrigen Buchenreis mit geöffnetem Fruchtbecher, der für die schönen Buchenwälder rund um das Dorf steht.

Um dem Rückgang der Bevölkerung nach dem Abwandern der Arbeitskräfte entgegenzuwirken, gewann 1962 die Idee, Marienhagen doch zu einem Ferienort umzuwandeln, wieder an Bedeutung. Mit der Gründung eines Verkehrsvereins machten es sich die Marienhagener zur Aufgabe, ihren Ort zu verschönern und durch die Erschließung neuer Baugebiete weitere Einwohner zu gewinnen.

In den Folgejahren entstanden auf dem ehemaligen Betriebsgelände im Unterdorf, das der neue Besitzer des ehemaligen Kalkwerkes dem Ort kostenlos zur Verfügung stellte, ein bis heute sehr beliebtes Freibad mit Minigolfplatz und des Weiteren ein Kinderspielplatz, eine Sport-und eine Grünanlage.

Auf Initiative und Dank des unermüdlichen Einsatzes eines Dorfbewohners wurden die fast vergessenen Wanderwege am Kummerbrink am Ortsrand von Marienhagen wieder zum Leben erweckt und instandgesetzt. Über schöne Wege kann man außerdem die Nachbarorte Duingen und Weenzen zu Fuß erreichen und dabei Blicke in die stillgelegten Steinbrüche der Umgebung werfen.

Im Verlaufe seiner Geschichte wurde Marienhagen unterschiedlichen Landkreisen zugeordnet, zum LK Hildesheim gehört es seit 1981. Von 1964 bis 2016 zählte der Ort zur Samtgemeinde Duingen, deren Mitgliedergemeinden sich 2016 zum Flecken Duingen zusammenschlossen und die seitdem Teil der Samtgemeinde Leinebergland sind. Marienhagen ist heute einer von sieben Ortsteilen des Flecken Duingen.

Im Verwaltungszentrum Duingen erledigen die Marienhagener auch ihre täglichen Einkäufe, sind dafür jedoch auf PKW oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die Kinder des Ortes besuchen ebenfalls in Duingen die Grund- und die weiterführende Schule. Die Vorschulkinder werden noch immer im Kindergarten von Marienhagen betreut, der auch den Kindern der benachbarten Fleckenorte zur Verfügung steht.

Einzig die alte Handelsstraße, die heutige B 240, die Marienhagens Entwicklung einst so positiv beeinflusste, ist zu einem großen Problem geworden, denn ca. 8.000 PKW und Lastwagen fahren noch immer täglich über die schmale Ortsdurchfahrt mitten durch das eigentlich landschaftlich schön gelegene Bergdorf und belasten die Bewohner durch Motorenlärm und Abgase. Zudem verfügt die Hauptstraße nicht auf der gesamten Dorfstrecke über Fußwege auf beiden Straßenseiten und gilt deshalb als sehr gefährlich. Seit Jahren kämpft der „Verein Pro Ortsumgehung Marienhagen“ für eine Entlastung des Dorfes durch eine Dorfumgehung.

Nun ist Rettung in Sicht: 2019 hat das Land Niedersachsen mit dem Ausbau der B 240 zwischen Holzminden und Hannover begonnen. In einem der Bauabschnitte ist der Bau eines Tunnels durch den Duinger Berg geplant, der den Verlauf der Bundesstraße zukünftig an Marienhagen vorbeiführen wird. In wenigen Jahren wird hier wieder erholsame Ruhe einkehren und Marienhagen kann zu dem werden, was den Bewohnern schon seit Langem vorschwebt: ein Ort der Entspannung zwischen grünen Höhenzügen.


Historische Baulichkeiten

Marienkirche

Zu finden: Hauptstraße (Bundesstr. 240) /Lübbrechtser Straße

Marienhagens erstes Gotteshaus war vermutlich eine kleine Kapelle, die wahrscheinlich um das Jahr 1000 errichtet wurde und von der man – da der Hl. Maria gewidmet – später den heutigen Namen des Dorfes ableitete.

Schriftliche Aufzeichnungen über eine Kirche in Marienhagen gibt es allerdings erst seit dem Jahr 1433.  Zu dieser Zeit gehörte das Dorf möglicherweise zum Kirchspiel Deinsen. Wann genau sich die von Elisabeth von Calenberg vorangetriebenen Reformationbestrebungen in Marienhagen durchsetzten und man sich hier der lutherischen Kirche anschloss, ist nicht bekannt. Spätere Versuche der Rekatholisierung waren nicht erfolgreich.

Aus der Zeit um 1400 stammt der älteste noch erhaltene Teil der Marienhagener Kirche, ein Wehrturm, in dem die Bevölkerung in den von Kriegen geprägten Zeiten Schutz suchen konnten. Dieser Turm wurde später erneuert und erhöht. Aufzeichnungen über die Entstehungszeit des ersten Kirchenschiffs, das man an diesen Turm ansetzte, gibt es nicht.

Der quadratische Turm hat ein Rundbogenportal nach Westen, im verschieferten Glockengeschoss befinden sich viereckige Schallöffnungen. Das Pyramidendach wird bekrönt durch Kugel und Wetterhahn, nach Norden hat der Turm eine Gaube mit Kirchturmuhr.

Belegt ist, dass die ursprüngliche an den Westturm angrenzende Holzkirche wegen Baufälligkeit in den Jahren 1796 – 1798 durch ein neues Schiff aus Stein ersetzt wurde. Einzig aus der alten Holzkirche erhalten blieb der schöne Taufstein aus dem Jahre 1656, der Ähnlichkeit zum Taufstein von Deinsen zeigt.  Er ist das älteste Stück der heutigen Marienkirche.

Schaft und Sockel der Taufe sind verziert mit Diamantquadern und Reliefköpfen (am Schaft mit Flügeln) und einer Inschrift, aus der die Namen des damals verantwortlichen Pastors und der Kirchenvorsteher sowie ein Bibelspruch hervorgehen:

WAS VOM FLEISCH GEBOREN WARD DAS IST FLEISCH UNT WAS VOM GEIST GEBOREN WIRT DAS IST GEIST  ANNO 1656 DEN 22 APRILIS

ALS EHR JUSTUS FILTER HIE PASTOR HABEN HINRICH WOLTERS CORT MENEKEN CORT TÖNNIES UND HINRICH SCHLIE DIE HABEN DIESEN TAUFSTEIN DER KIRCHE VEREHRET

Man betritt den schlichten Kirchenraum nur durch ein Portal auf der Nordseite. Auf der Süd- und Nordseite befinden sich jeweils drei hochrechteckige Fenster mit farbkräftiger Verglasung, ein weiteres Fenster hinter dem Altar. Diese Fenster, Zeichen des zunehmenden Reichtums in Marienhagens und für eine Dorfkirche eher ungewöhnlich, erhielt die Marienkirche im Jahr 1899. Sie sind besonderer Schmuck der Kirche. In ihnen sind Symbole verschiedener kirchlicher Feste und Bibelsprüche des Neuen Testamentes dargestellt.

- Südseite links: Der Pelikan (als altes Symbol für Christus), der seinen Jungen mit dem Blut aus seiner eigenen Brust füttert, steht für den Karfreitag. (Mt. 26.26)

- Südseite Mitte: Die Taube ist das Symbol für den Hl. Geist und somit für das Pfingstfest. (Apg. 1.8)

- Südseite rechts: Der Kelch spricht für das Abendmahl in Form von Brot und rotem Wein

- Ostseite: Die sich um das Kreuz rankende Dornenkrone steht für die Leiden Christi, die dreiblättrigen Kleeblätter an den Enden des Kreuzes für die Trinität von Gott Vater, Sohn und Hl. Geist (Joh. 19.5)

- Nordseite rechts: Das Fenster mit der Darstellung des auferstandenen Christus ist eine Stiftung des Kalkfabrikanten Friedrich Rogge aus Marienhagen, der seinem Heimatort mit der Gründung seiner Firma zu wirtschaftlichen Wohlstand verhalf.

- Nordseite Mitte: Die griechischen Buchstaben Alpha und Omega stehen für Beginn und Ende des christlichen Lebens, die ineinander verschränkten Buchstaben X und P bilden im Griechischen die beiden Anfangsbuchstaben des Namens „Christus“ (Offb. 22.13)

- Nordseite links: Ein mit Löwenköpfen verzierter Brunnen wird aus den Füßen des gekreuzigten Christus mit lebendigem Wasser gespeist. (Joh. 7.37b und 38)

Seit 1857 verfügt die Marienkirche über eine Orgel des Elzer Orgelbauers Philipp Furtwängler (1800-1867). Sie wurde mehrfach restauriert und überarbeitet, blieb in ihrer Disposition jedoch bis heute unverändert und steht aus diesem Grund unter Denkmalschutz. Näheres zur Furtwägler-Orgel erfährt man hier.

Im Rahmen von Renovierungsarbeiten erhielt die Kirche 1906 einen neuen Altar, ebenso einen in Hannover gefertigten Altaraufsatz und eine neue Kanzel aus Holz.

Die ersten Glocken aus den Jahren 1433 und 1551 mussten im Laufe der Jahrhunderte ersetzt werden. Das derzeitige Dreiglocken-Geläut erhielt die Marienkirche im Jahre 1964.

Letzte Anschaffung für den Kirchenraum ist ein 2009 von Ditmar Wrede aus Delligsen gestalteter Engel aus Walnussbaumholz.

Die pfarramtliche Verbindung von Deinsen und Marienhagen endete erst 1993. Heute ist die Kapellengemeinde Marienhagen der Kirchgemeinde Hoyershausen angeschlossen.

Der kirchliche Friedhof rund um die Marienkirche wurde eingeebnet. Nur noch einige alte Grabmale sind erhalten geblieben. Ein neuer Friedhof wurde 1900 nicht weit entfernt am südöstlichen Ortsrand an der Straße nach Lübbrechtsen angelegt. Hier befinden sich auch das Grabmal des Kalkwerkgründers Friedrich Rogge und das Ehrenmal Marienhagens.

Alte Wohnhäuser

Zu finden: an der Hauptstraße

Die Marienhagener Hauptstraße säumen viele schöne und zum Teil alte Häuser. Das älteste Wohnhaus, ein Fachwerkhaus, liegt etwas versteckt hinter Haus Nr. 90, das zweitälteste ist das Fachwerkgebäude an der Hauptstr. 30.

Marienhagens Schulhäuser

1898 entstand das Schulgebäude an der Lübbrechtser Straße als ev. luth. Volksschule. Infolge steigender Schülerzahlen reichte dieses Gebäude später nicht mehr aus und es entstand in direkter Nachbarschaft ein zweites Schulhaus. Das erste Schulhaus wird heute vom Kindergarten Marienhagen genutzt.

Mehrere über den Ort verteilte Gebäude des ehem. Kalkwerkbetriebes

Nach der Schließung des Marienhagener Kalkwerkes wurde das bis dahin genutzte und zum Teil parallel zur B 240 verlaufende Schienennetz der „Kalkbahn“ von Marienhagen nach Banteln abgebaut. Einige über den Ort verteilt liegende Betriebs- und Wohngebäude sind aber bis heute erhalten geblieben, werden jedoch anders genutzt.

1. Pförtnerhaus und Verwaltungsgebäude Kalkwerk

Zu finden: Hauptstr. 18

So steht noch immer das ehemalige Verwaltungsgebäude des Kalkwerks, ein rotes Klinkergebäude, das heute als privates Wohnhaus dient. Hier befand sich der offizielle Haupteingang zum Kalkwerksbetrieb, auch zu erkennen an einem noch erhaltenen, aber mittlerweile etwas baufällig gewordenen und von Büschen weitgehend zugewachsenen Pförtnerhäuschen. Dieses war jedoch kein Pförtnerhaus im allgemein üblichen Sinne, an dem sich Besucher des Werkes melden mussten. An dieser Stelle trafen die Gleise der Werksbahn mit den Gleisen der Bahnlinie nach Barnten zusammen, die parallel zur Hauptstraße verlief. Erst nach einem Unfall, bei dem ein Kalkzug ungebremst in ein gegenüber liegendes Gebäude fuhr, wurde das Pförtnerhäuschen gebaut. Der in diesem kleinen Haus beschäftigte Werksarbeiter hatte die Aufgabe, bei jedem ankommenden Zug mit Hilfe einer erhobenen Fahne die Hauptstraße zu sperren und weitere Unglücke zu verhindern.

2. Villa des Kalkwerkbesitzers (heute Diakonie Himmelsthür)

Zu finden: Hauptstr. 28

Nicht weit entfernt auf dem Eckgrundstück der Hauptstraße/Förstergasse steht die Villa, die der Kalkwerkgründer Friedrich Rogge 1895 in unmittelbarer Nähe zum Werk für sich und seine Familie baute. Heute wird das stattliche Gebäude von einer Wohngruppe der Diakonischen Werke Himmelsthür/Hildesheim genutzt.

3. Werksarbeitersiedlung „Rodeland“

Die Werksarbeitersiedlung „Rodeland“ entstand erst nach dem Tod Friedrich Rogges. Im Zuge der Erweiterung des Kalkwerkes bemühte man sich darum, die wachsende Zahl der Beschäftigten auch in Marienhagen sesshaft zu machen und die Arbeitskräfte an das Werk zu binden. So wurden zwischen 1902 und 1908 acht nahezu identische Wohnhäuser geschaffen. Zu jedem dieser noch immer existierenden und genutzten Häuser gehören bis heute ein Stück Gartenland und kleine zwischen Haus und Garten liegende Stall- bzw. Schuppengebäude.

Ausführliche Informationen zur Geschichte und Entwicklung des Marienhagener Kalkwerks findet man in der Chronik Marienhagens.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Lokschuppen

Zu finden: Zum Kummerbrink

Neben den schon erwähnten Wohn-und Verwaltungsgebäuden findet man in und um Marienhagen weitere Spuren des Kalkwerkes, das dem Ort im 19. und 20. Jh. zu wirtschaftlichem Aufschwung verhalf. So liegt an der Straße Zum Kummerbrink ein 1901 entstandener Lokschuppen, der zwanzig Jahre später noch durch einen Anbau erweitert wurde. An diesem führten unmittelbar die Schienen der später entfernten Werksbahn vorbei. 

Knackergebäude

Zu finden: Zum Kummerbrink

Wenige Schritte weiter erreicht man ein ehemals als  Knacker bezeichnetes Werksgebäude, in dem Gesteinsmaterial zerkleinert und das später in ein Betonwerk umgewandelt wurde.

Das gesamte Gelände befindet sich heute in Privatbesitz. In den zum Werksgebäude  gehörenden Nebengebäuden sind in den vergangenen Jahren fünf Wohneinheiten entstanden. Die derzeitig umfangreiche Baustelle lässt nicht erahnen, das sich hier auch ein Kulturzentrum befindet. Der gemeinnützige Verein „Betonwerk e.V.“ hat sich zum Ziel gesetzt, an dieser Stelle kulturelle und insbesondere musikalische Angebote zu fördern und richtete Teile der Räumlichkeiten für Veranstaltungen her. Viele Bands hatten in den vergangenen Jahren bereits Gelegenheit zu Auftritten vor begeistertem Publikum aus dem Raum Duingen und darüber hinaus.

Brecher- und Sortiergebäude, später Hotel

Zu finden: Berliner Straße 18

In der Nähe der Werksarbeitersiedlung „Rodeland“ steht noch immer das große Gebäude der ehemaligen Brecher- und Sortieranlage des Kalkwerkes, das 1946 in Betrieb genommen wurde. Das aus den Brüchen geförderte Gestein wurde mit Hilfe von Loren in das Brecher- und Knackergebäude befördert, wo es zerkleinert und anschließend über ein Förderband in die Sortier- und Siebanlage transportiert wurde. In dem großen Gebäude der ehemaligen Sortieranlage entstand nach Schließung des Kalkwerkes das „Berghotel“, dass heute jedoch nicht mehr in Betrieb ist.

Tunnel

Zu finden: abseits der Hauptstraße

Wer Marienhagen  näher erkundet, wird auf dem Gelände von Wohngebäuden (Hauptstr. 112/114) noch den Doppeltunnel zu Steinbruch 3 entdecken. Der Zugang befindet sich heute jedoch auf Privatgrund und der Zutritt ist daher nicht erlaubt.

Steinbrüche

Die vier heute stillgelegten Steinbrüche kann man aber zu Fuß gut erreichen. Hierzu nutzt man am besten den Pottlandweg 3, der im Ort ausgeschildert ist.